12.07.2010

Lehrer und Schüler

Heute habe ich gelesen, man plane in GB Lehrern irgendwie mehr Rechte auf physische Gewalt gegen Schüler einzuräumen. Damit das, was da anscheinend schon passiert, nicht mehr so häufig rechtswidrig ist, nehme ich an. Und natürlich, weil 35 Schüler in einer Klasse nur noch recht schwer durch Faszination zu belehren sind und überhaupt die beste Lernform sicherlich nicht tägliches, 6-8 stündiges Zuhören ist. Und wenn der Redende dann auch noch keinen Respekt verdienen kann (das soll die Initiative wohl bewirken: mehr Respekt...) vor seinen Schülern, ist gar keine Katze im Raum und es geht eben los mit den Mäusen. Ich denke allerdings, dass es nicht sehr klug ist, solch ein Gesetz zu verabschieden, denn erstens, wird der Respekt auf Seiten der Lehrenden dadurch nicht erhöht (denn Respekt kann man nicht vorschreiben, denn vorgeschriebener Respekt heißt Gehorsam), sondern der Disrespekt gegen Lehrer auf Seiten der Schüler wird dadurch eher ausgeweitet, weil die ohnehin schon nicht sehr stark respektierten Menschen dadurch noch disrespektabler wirken, wenn sie sich qausi auf "die große Mutti" berufen müssen (schon wieder), um noch was im Griff zu haben. Noch gefährlicher, denke ich, ist aber der Umstand, dass manch Lehrer sich dann vielleicht eher ermutigt fühlt, wirklich irgendwie "physische Gewalt" anzuwenden (denn wieviel Interpretationsraum bietet das!?) und dann könnte es sehr bedrohlich für ihn werden: gleichwohl ich nicht denke, dass gewaltbereite Schüler so geboren werden, denke ich doch, dass deren, heute recht intensive, Gewaltbereitschaft durch eine Recht auf "physischen Gewalt" seitens des Lehrers den Kessel noch mehrzum Brodeln bringt; nur sind die Schüler vielleicht viel gewandter in diesen Dingen, in denen Lehrer quasi-natürlich selten bewandert sind: das Gesetz könnte die Gefahr für Lehrer also eher noch erhöhen. Und damit liegt es Nahe, anzunehmen, dass man hier wieder einmal nichts besseres wusste, als relationale Probleme der Gesellschaftsorganisation (Schule-Schüler-Lehrer-Wirtschaft-Kriminalität) als Verantwortung einzelner, bestimmter Subjekte zu postulieren (Lehrer-Schüler) und einfach wieder einmal weiter so zu tun, als ob Schule an sich und Organisation von Schule in Gesellschaften rein gar nichts mit Kriminalitäten und Gewalt zu tun hätte, also mal wieder einen auf heilige Kuh gemacht, die um Himmelswillen nicht und nirgends anrüchig wäre. Und damit hat man meines Erachtens nach den Lehrern keinen Gefallen getan, eigentlich hat man ihnen einmal mehr in das Gesicht gespuckt, weil man nämlich es so verkauft, als ob die Lehrer bloß ein bisschen zu Luschi-mäßig wären (also wieder einmal kein Problem von Relation und Organisation) und ein bissi paternalistische Rechte bräuchten, damit es endlich wieder richtig läuft, als wäre es nur eine Sache zwischen Lehrern und Schülern. Genau daran erkennt man auch, dass die wenigsten Bildungspolitiker Ahnungen von Schule als Institution haben und im Grunde, ebenso wie der heutige FInanzmarkt, in ihrem System völlig abgehoben von der tatsächlich stattfindenden und wirkenden Realität ausgehen, in der Lehrer eben bloß bissi mehr Recht bräuchten und dann wäre der Schinken gepökelt. Wahrhaftig aber bringt man Lehrer damit in Gefahr, Schüler ebenfalls, und versetzt beide in eine noch prekärere Lage und alles aus leichter "Pietät" gegen diesen Kasten namens Schule, der auch schleichend allen unterstellt: "Ohne mich wäret ihr nichts und wüsstet ihr nichts!". Und heute fügt er hinzu: "Ihr seid zu ungehorsam, ich brauche mehr physische Gewalt gegen euch, damit ihr was lernt, denn sonst werdet ihr alle wie die Assis, die ich brauche, um 5er und 6er und Ritalin an den Mann zu bringen!". Wahrhaftig ein paranoider Schizo, die Schule... 

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