16.06.2010

Über die Scham

"Wie schön es hier ist! Ein Hort des Wissens und des Denkens. Ich freue mich schon sehr, hier vieles zu lernen, viele kluge Menschen zu treffen, viele Dinge über die Welt zu erfahren!". 

So dumm war ich, als ich vor 3 1/2 Jahren an die Universität kam, um Chemie zu studieren. So sau dumm war ich. So naiv. So verblendet. so reingefallen, ohne vorher drinnen gewesen zu sein. 

Doch es gab irgendwann einen Bruch. 

Der erste war, mein Erstaunen über das, was ich die Bildungsphilosophie nennen würde, der ich dort gegenüber stand. Bereits nach einem Semester habe ich mein Chemie-Studium abgebrochen, denn es war mir unerträglich. Ich habe 80 Stunden in der Woche Universität gehabt, musste Aufgaben lösen, von denen mindestens die Hälfte korrekt sein musste und zwar jede Woche in mehrern Bereichen. Bereits nach drei Wochen wurde die erste Klausur über 250 Seiten eines dicken Chemie-Wälzers geschrieben und bereits bei dieser Klausur sind mehr als die Hälfte der Studenten durchgefallen; aber nicht, weil sie dämlich waren: ich kannte eine schöne Frau, die in ihrer gymnasial-Zeit den 2. Preis bei "Jugend forscht" in Chemie bekommen hat, die eine viel größere Leuchte war als ich und die diese Klausur nicht bestanden hat. Das Problem war das, was man heute "Workload" nennt, denn wir wurden einfach zugemüllt mit unglaublich vielen, für die Zukunft aus meiner heutigen Perspektive nutzlosem Wissen. Denn nicht das Wissen sollte geprüft werden, sondern der Willen und die Fähigkeit zum Auswendiglernen. Zu diesem Zwecke gab es schlicht extra konzipierte Fächer, deren Klausuren so heftig waren, dass schon die Erstsemester wussten, was "Siebfach" bedeutet. Die Betreuung hätte schlechter nicht mehr sein können und das wohl erstaunlichste für mich war die Tatsache, dass man einen Stundenplan vorgegeben bekommen hat. Es gab dafür zwar keine Anwesenheitslisten, aber man konnte ohnehin nicht riskieren zu fehlen, denn in den meisten Fächern gab es auch eine Übung (jede Woche), für die eben die Aufgaben zu lösen waren, die die Grundlage zur Zulassung (!) zur Klausur waren (1-2/Monat) und ie Gesamtheit dieser Klausuren war Grundlage zur Endklausur des Semesters zugelassen zu werden. 

Was ich beklagen will ist nicht, dass es vielleicht widersinnig wäre, intensiv zu studieren. Nein, was ich beklagen will ist einesteils die heftige Bevormundung, die darin mitschwingt und impliziert liegt, wenn man als Student Stundepläne bekommt. Aber auch die offensichtliche Nichtzurkenntnisnahme der Aktualität: den in so einem Studium ist es schlicht Selbstmord, nebenbei arbeiten zu wollen: wie soll das mit 80 Stunden Universität pro Woche noch gehen? Wer wäre so wahnsinnig zu fordern, "geh doch noch nebenbei arbeiten, ist doch nur Uni!"? 

Mein Leben bestand in diesen 4 Monaten meines Chemiestudiums nur noch aus scheissen, lernen, Klausuren schreiben und schlafen. Und sitzen. Ich habe nie so viel gesessen in meinem Leben, wie zur Zeit meines Chemie-Studiums.  Es ist zudem utopisch anzunehmen, dass man mit 80 Stunden Zwangsbildung pro Woche ein allzu gescheit denkender Mensche wird, abgesehen von der Tatsache, dass Zeitunglesen und sonstiges sich-informieren nicht drin ist, denn dazu fehlt es schlicht an Zeit, aber irgendwann auch an Konzentration. Und es ist nicht so, dass ich nicht gekämpft hätte: ich bin durch keine Klausur durchgefallen, auch wenn ich meistens nur wenig mehr als 50% richtig hatte. Aber so wollte ich die nächsten Jahre nicht leben. Eine andere schöne Frau meinte einmal gar zu mir, wie sie ihre letzte "Siebfach"-Klausur geschrieben hat. Sie hat mitten in der Klausur angefangen, aus dem Mund zu bluten, ich weiß nicht mehr weswegen, aber die Überforderung ihres bios durch die Universität (zu deren Bewätligung sie auch noch Ritalin nahm), hat sicher dazu beigetragen. Und hier ein Stück Bildungsphilosophie-Geschichte: als diese schöne Frau den Aufseher darum bat, die Klausur beenden zu dürfen und ein andermal erneut zu schreiben (weil sie bereits auf ihr Blatt geblutet hatte), verweigerte er diese Möglichkeit und sagte, wenn sie jetzt gehen würde, wäre sie durchgefallen und müsse eben bis nächstes Semester warten. Aus irgend einem Bürokratismus heraus bewirkt nämlich eine abgebrochene Klausur die Verwirkung des Rechtes auf die Wiederholungsklausur: man muss bürokratisch korrekt scheitern, um es Scheitern nennen zu dürfen. So bilden wir uns heute aus! So bilden die "Intellektuellen" ihre Zukunft aus! 

Ich habe mein Studium gewechselt, weil ich chronische Kopfschmerzen bekommen habe, wie der Arzt meinte wegen mangelnder Bewegung und Stress und vielleicht gar ungesundem Schlaf. Ich musste darauf hin ca. 4 Wochen Novalgin (Novaminsulfon) nehmen: ein sehr starkes Schmerzmittel, dass nur noch von Opiaten bzw. Opiatderivaten übertrumpft werden kann. Die chronischen Schmerzen habe ich heute immer noch, aber nur sehr selten, wenn es zu viel mit allem geworden ist und ich mich zu sehr verausgabt habe, wobei es lange dauert, bis das passiert; aber dann passiert es richtig und ich würde dann meinen Kopf gerne zum Platzen bringen, weil der Schmerz (über 12- 15 Tage immer stärker ansteigend) unerträglich wird; Novalgin hilft nicht mehr, aber ich will es auch nicht mehr nehmen, denn es macht mich irgendwie zombieartig. Was hilft, ist wenn ich ASS nehme (1 Tablette) und dann einen leichten Joint rauche: dann habe ich den ganzen Tag fast völlige Schmerzfreiheit, wobei ich nicht immer Schmerzfreiheit will, denn manchmal tut es gut, Schmerzen zu spüren in dieser sich stetig immer mehr selbst-betäubenden Welt. Aber dennoch kann ich es nicht immer ertragen (zb. wenn ich arbeiten muss oder eine Klausur schreiben muss, wenn ich lesen will...), und ich muss es auch so machen, denn schließlich ist Cannabis verboten, obwohl es Medikamenten-technisch gesehen meine Rettung ist, denn mir würde an diesen qualvollen Tagen nur noch etwas opiates helfen, was unglaublich süchtig macht, teuer ist und hefitge Nebenwirkungen hat; ausserdem will ich nicht mit 23 Opium nehmen müssen, um leben zu können. So muss ich mich also immer ein wenig illegal fühlen, kriminell, weil ich versuche mein eigener Arzt zu werden statt dem Gesundheitssystem auf der Tasche zu liegen, nur weil ich eines der ältesten Heilmittel der Welt nehme, für das unsere Forscher und Gesetzesmacher zu verstehen zu dämmlich oder zu ungewillt oder zu bezahlt sind. Diese Sache meiner "Spannungskopfschmerzen" und die Kopplung an mein Schmerzmittel-Problem war es, die mich sehr erstaunt hat: denn ich habe einen pharamzeutischen Chemie-Studiengang studiert, war also genau in dem Metier, welches mich zu einem Kriminellen gemacht hat ebenso wie alle Menschen, die auch Cannabis konsumieren, wenn sie Schmerzen haben. 

Wie naiv dieses Drogenverbot ist, denke ich mir heute. Deutschland oder irgend ein Land sollte mal versuchen auch nur einen Tag ohne Drogen zu leben: ich wette, der Laden bräche zusammen. Allein in Frankfurt a. M. wärde alles viel langsamer und noch schlechter laufen, wenn das Koks nicht da wäre. Und wie viele Lehrende und Politik-machende Menschen ihr Leben wohl ohne das tägliche Bier oder den täglichen Wein nicht mehr ertragen würden, wieviele an ihrer plötzlichen unbetäubten Wachheit scheitern würden. An den Tagen, die auf den Tag des absoluten Drogenverbotes folgen würden, kann man davon ausgehen, dass die Psychiatrien riesigen Zulauf hätten. Das wette ich. Und man frage sich auch einmal: was ginge alles flöten, wenn man die Drogenverbote aufheben würde? Welche Infrastrutkuren, welche Herrschaftsmechanismen, welche Machtpotentiale gingen den Berg runter? Drogen verbietet man nicht, weil man Drogen verbieten will; Drogen verbietet man, weil daraus sehr viel Macht erwächst. Die Frage ist, wann wir uns diese Butter wohl vom Brot haben nehmen lassen und wie es aus dem Bewusstsein verschwinden konnte, dass der Unterschied zwischen Droge und Medikament nur ein fiktionaler ist? Zweifelsohne, wer in der Geschichte der Heilungen Medikamenten suchen würde, die aus Bier bestehen, würde fündig werden. Aber niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten, nicht wahr? 

Nun bin ich etwas abgeschweift, aber sei es drum. Ich habe mein Studiengang gewechselt, von Dipl.-Chemie zu Dipl.-Pädagogik. Ich weiß nicht mehr, ob es ein Fehler war oder nicht. Gemacht habe ich es jedenfalls, weil cih Behindertenpfleger werden wollte, da ich das bereits in meinem Zivildienst gemacht hatte und sonst nicht wusste, was ich hätte machen wollen. Aber schon damals fand ich es komisch (man könnte sagen: die Illusion des "Hortes des Wissen" bröckellte bereits), dass man nur zur Universität gehen soll, um einen Job zu bekommen. Wo ist denn der Spirit hin, dass Bildung zum Lebenskunstwerk eines jeden Menschen gehören könnte? Nicht, dass das jeder machen sollte, aber das niemand es versteht, wenn man an der Universität als Student nicht wissen will, was man danach macht, ist mir ein Rätsel. So als käme es nur auf Arbeit an und so als wäre gerade so ein Denken für eine Arbeit (aber nicht eine an sich selbst!) zu studieren eine Wertschätzung von Arbeit; ich finde es eher als eine Abwertung echter harter Denkarbeit (die nicht jeder machen muss, aber die nicht abewertet werden sollte! Denken ist wichtig!). 

Doch bereits in meinem ersten Semester fand ich es sehr merkwürdig, widerum Erstaunen meinerseits. Ich lernte für eine Anthropologie-Klausur die Erziehungs- und Bildungsphilosophien von Heinrich Roth, von Humboldt und von Rousseau, ich arbeitet mir heraus, welche Differenzen es in ihrem Denken gab, was sie verband und was sie trennte, wie nahe sie unserer Zeit noch stehen oder wie verschieden sie davon sind; denn das dachte ich mir ist wohl das, was man in einer Anthropolgie-Klausur als Wissen erwarten würde. Aber was kam? Ich wurde gefragt, wann Rousseau geboren wurde. Was der kategorische Imperativ sei. Wann die Aufklärung stattgefunden habe (so als wäre sie beendet...). Ich konnte diese Fragen natürlich nicht alle beantworten und die Frage mit der Aufklärung fand ich ganz absurd. Was hätte ich da schreiben sollen? ca. 1800- ??? (2100 vielleicht?). Ich bekam also eine 4, was genügte, aber ich fand die Tatsache, dass ich wegen der geringen Anforderung durchgefallen bin (man wurde sogar nach einem Zitat von Gehlen gefragt!) irgendwie merkwürdig. In keinster Weise ging es in der Klausur um philosophische Fragen, sondern ausschließlich um Wissen, das auf Wikipedia steht. Das Geburtsdatum und Sterbedatum Rousseaus ist jedenfalls für mich keine Klausur-Frage an einer Universität. Da haben Individuen eine 1 oder 2 bekommen, die nicht mal den Namen Rousseau richtig schreiben konnten, einfach nur, weil sie hübschhübsch auswendig gelernt hatten. Das war nicht mal eine Anthropologie-Klausur, denn wie gesagt, es hat alles philosophieren in ihr gefehlt; eine philosophielose Anthropologie aber ist nichts als Verblendung. Die Individuen, die über die Lehre vom Menschen denken sollen, können nicht ignorant gegen Philosophie sein, ohne ihres Berufes unwürdig zu sein, Schwätzer mithin. Das wäre wie ein Feuerwehrmann, der einen Schlauch nicht halten will oder wie der Kapitän eines Schiffes, der sich nicht mit dem Meer beschäftigt. Ein Unding, aber ein Unding, für das viele Menschen viel Geld bekommen. Das Thema Anthropologie und Anthropologen wird noch öfter erwähnt werden. 

Dann schließlich, nach ca. einem Jahr im Pädagogik-Studium, kam es zum restlosen Bruch mit mir selbst und mit der Universität. Es war nur ein kurzer Moment. Ich saß im Zug und habe (das klingt jetzt komisch, aber nicht gleich verurteilen bitte!) ein Esoterik-Buch gelesen (ich glaube "Die Prophezeiungen von Celestine"), in dem es auch um, man könnte sagen, die Frage Wer wir eigentlich sind geht, denn dieses Sein und das Werden des Seins in verschiedene Richtungen ist ein Kernthema des Buches. Ich saß also im Zug und das erste Mal in meinem Leben habe ich mich gefragt: "Wer sind wir eigentlich?". Und es war dann vielleicht auch ein wenig so, wie in einem anderen Buch, das ich erst 16 Monate später lesen sollte: "Wenn man angefangen hat, einen Experten in Frage zu stellen, muss man irgendwann alle in Frage stellen" (aus: Sudbury Valley School, gesagt von einem Schüler dieser Schule, welcher nicht älter als 14 war, glaube ich). Ich also hatte den "Fehler" gemacht, mich selbst als Experten (für Erziehung oder was auch immer) in Frage zu stellen und plötzlich war ich geworfen in diese Welt, saß in einem Zug nach Frankfurt am Main und war völlig aus den Bahnen geworfen. Und dann, zwei Tage später, bin ich zufällig auf ein Buch gestoßen, dessen Begegnung mein ganzes weiteres Leben mitbestimmen sollte, vor allem meine Aktualitätswahrnehmung an der Universität: Wahnsinn und Gesellschaft, von Michel Foucault. Es geht in diesem Buch eigentlich nicht mehr ganz um Wahnsinn und Gesellschaft, sondern um das, was heute vielleicht wieder etwas mehr im Bewusstsein der Menschen ist, aber nicht auf eine ernste Weise, nämlich das Sich-Verändern dessen, was man "Geisteskrankheit" nennt: um es etwas überspitzt zu sagen: was heute geisteskrank genannt wird ist morgen ein Lernziel in den Schulen. Und in dieser Sache spielt die Psychiatrie, die Psychologie und die gesamte Humanwissenschaft (also alle Wissenschaften von dem Menschen) eine sehr zentrale Rolle. 

Man könnte nun meinen, das es ja bekannt wäre, dass das, was man Wahnsinn nennt sich in der Geschichte immer verändert. Dagegen kann man fragen, was dann zb. so ein Werk wie das DCM sein soll. Welche Rolle es spielt und wer eigentlich die sind, die wissen, was das DCM wissen soll. Man kann aber auch, um mein Problem zu erkennen, einfach mal einen Besuch in einer geschloßenen Psychiatrie machen. Denn das ist mir, noch während der äußerst verwirrenden Lektüre Foucaults, passiert, dass ich eine damalige Freundin, die sich umbringen wollte aber fehlging, in der geschloßenen Psychiatrie besuchen durfte, konnte, musste und wollte. Wenn die Sache mit einem großen Erstaunen begonnen hatte, so setzte sie sich hier unmittelbar in Entsetzen um; ich war an einem Ort, an dem ich die Grausamkeit der Kultur beobachten konnte, ja ich wurde von ihr berührt, denn ab diesem Besuch, ab dieser Festsetzung der damaligen Freundin von mir in einer Psychiatrie (gegen ihren Willen, wie sich versteht), war auch ich ein Teil des Spiels der Psychiatrie geworden, denn ich wollte dieser Freundin auch beistehen, ihr helfen, sie aufmuntern. Und alle Gründe, die es dazu gab, wurden fortan in der Psychiatrie hervorgebracht, denn ein Mensch in Freiheit oder zumindest ein Individuum, das nicht zwangsfestgesetzt ist in einer verdammten Klappse, würde nie in Frage gestellt werden, wenn es sich gegen Individuen zur Wehr setzt, die es ans Bett schnallen wollen, ihm die Hose ausziehen, ihm den Schlüpfer von den Beinen reissen, ihm einen Katheter in die in Kindertagen schoneinmal vergewaltigte und nun erneut vergewaltigte Vagina schieben und ihm Urin abnehmen, um seinen Suizidwunsch mit einer "drogeninduzierten Psychose" zu begründen; denn die damalige Freundin war eine Cannabisraucherin. Ich weiß nicht genau, warum sie sich umbringen wollte, aber ich weiß wohl, dass sie sich sehr viel mit Politik beschäftigt hat, sie hat mehr Zeitungen im Internet gelesen an einem Tag als die viele Menschen in einem Monat; sie hat sich mit abtrünniger Philosophie beschäftigt; sie hat ihrerseits selbst Freunde aus Psychiatrien befreit, die darin einsaßen, weil ihre Eltern sie loswerden wollten oder weil sie auf der Strasse einfach einmal betrunken von der Polizei aufgeschnappt und in die Psychiatrie (geschloßen!) gebracht worden waren; sie hat versucht sich einzusetzen, hat versucht in der Universität etwas zu bewegen, Menschen zum denken zu bringen, sie selbst denken zu lassen, sie aufzuklären über ihre nicht-gewussten Ausbeutungen aber sie hat für all das einfach zu oft auf die Fresse bekommen, wurde zu oft geschubst, verlacht, verhöhnt, als Volldidioten, Verschwärungstheoretikerin hingestellt und kaum jemand hörte ihr zu, ein Professor an der Universität stahl ihr gar einmal ein ganzes Thema, nachdem er sagte, dass das von ihr vorgeschlagene Thema der Korruption durch Neoliberalismus nicht aktuell wäre (es war wohl so um die Jahre 2005-2006 irgendwann). Sie hat es lange versucht, gegen ihren Schmerz Cannabis genommen, gegen den Schmerz, den eine sie hassende Gesellschaft ihr gegeben hatte, weil sie aufklären wollte und die Seelenschrumpfer sagen also, alles hätte am Cannabis gelegen und sie sei grundsätzlich schizophren, also fremdgefährdend, also selbstgefährdend, also zu entmündigen und durch Psychiater zu bevormunden und zu heilen. 

Zur selben Zeit lernte ich an der Universität in Sonderpädagogik, wie man "geistig Behinderte" am besten und kostengünstigsten in Heimen verwahrt und ich glaube es war auch zur selben Zeit, als man das Gesetz beschloß, dass alle "geistig Behinderten" auch den Status eines "psychisch Kranken" haben (dass also das PsychKG quasi unbegründet auf sie angewendet werden kann, denn vorher brauchte es hier bestimmte Begründungen, zb. um gesitig Behinderte, die in Heimen "ausflippen" in die geschloßenen Psychiatrien einweisen zu dürfen und sie zu psychopharmakologisieren), worüber ich in Sonderpädagogik nie etwas hörte (aber ich wechselte dann auch mein Interesse und überhaupt war ich erst im Grundstudium und hier studierte man alles zusammen allgemein) und ich will hier noch schnell hinzufügen, dass die Person, die mir und uns Studenten also erzählte, wie man "geistig Behinderte" zu verwahren hätte Leiter des sonderpädagogischen Instituts war und ebenso Vorsitzender der Prüfungskommision des gesamten Fachbereiches der Pädagogik (also nicht nur für Sonderpädagogik) war und das also dieses Individuum es nicht für nötig befand, den neuen Studenten (es war eine Einführungsveranstaltung) darüber zu berichten, wie die Gesetzeslage sich verändert hatte und vor allem, welche Implikationen damit einhergingen. Denn es gab das sicherlich schon einmal, dass alle "geistig Behinderten" als "psyschich krank" galten, aber das waren bei Leibe nicht die rosigsten Zeiten, sondern jene dunklen, seit derer man, wie Martin Heidegger das (wie ich meine) einmal formulierte, eine Scham spüren kann, nämlich Die Scham, ein Mensch zu sein

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